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Schwieriges Verhalten, Mitglieder bestrafen und vor allem belohnen

Konsequenzen haben zum Zweck, Mitgliedern begreiflich zu machen, dass ein bestimmtes Verhalten nicht toleriert werden kann. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass die Mitglieder später noch solche unangemessene Äußerungen oder Handlungen wiederholen. Berücksichtige aber, dass es nicht die bevorzugte Option ist. Hier gibt es einen Überblick, was du noch alles machen kannst, bevor du ein Mitglied bestrafst.

Konsequenzen haben zum Zweck, Mitgliedern begreiflich zu machen, dass ein bestimmtes Verhalten nicht toleriert werden kann. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass die Mitglieder später noch solche unangemessene Äußerungen oder Handlungen wiederholen. Berücksichtige aber, dass es nicht die bevorzugte Option ist. Hier gibt es einen Überblick, was du noch alles machen kannst, bevor du ein Mitglied bestrafst.

Besser vorbeugen... als bestrafen müssen

  • Es ist vor allem wichtig, den Mitgliedern klar zu machen, was erlaubt ist und was nicht erlaubt ist: Am Starttag die Vorschriften erklären und Vereinbarungen machen, die Vereinbarungen und Vorschriften bei der Einschreibung mitgeben und im Gebäude aufhängen, einen klaren Lagerkodex haben…
  • Gibt es Mitglieder, die dennoch zu weit gegangen sind? Haben sie vielleicht die Vereinbarungen und Vorschriften vergessen? Erteile den Mitgliedern zuerst eine Warnung und mache ihnen deutlich, welche Verbesserung des Verhaltens du erwartest.
  • Belohnungen bleiben allerdings die beste Präventionsmethode. Das heißt, bewusst und ausdrücklich positiv auf positives Verhalten reagieren. Nachstehend findest du mehr zum positiven Verhalten.

Belohnen: Es lebe das positive Feedback!

Zeige den Mitgliedern deine Anerkennung für gutes Verhalten. Belohnung positiven Verhaltens unterstützt wiederholtes positives Verhalten und sorgt dafür, dass die Mitglieder weniger schwieriges und negatives Verhalten zeigen werden. Du kannst eine Belohnung  im Voraus verkünden, aber oft wirkt die Belohnung noch effektiver, wenn die Mitglieder spontan eine tolle Überraschung bekommen. Solltest du eine Belohnung im Voraus verkünden, dann ist es übrigens sehr wichtig, dass du dieses Verspechen tatsächlich einlöst. Sorge dafür, dass es auch genügend Variation gibt zwischen:

  • Materielle Belohnung (z.B. Bonbons, Spielzeuge… ) Du darfst deinen Mitgliedern eine materielle Belohnung geben, aber nur für besondere Anstrengungen. Deine Mitglieder müssen lernen, dass eine Belohnung nicht immer von materieller Art sein muss.
  • Belohnung in Form einer Aktivität (z.B. ein Ausflug zum Spielplatz, spätere Bettgehzeit auf Lager…) Belohnungen in Form einer Aktivität stärken das Gruppengefühl und kommen der Atmosphäre, den persönlichen Kontakt zwischen Mitgliedern und der Freude an Zusammenarbeit während Aktivitäten zugute.
  • Soziale Belohnung (z.B. ein Schulterklopfen, eine Umarmung, ein Augenzwinkern, einfach sagen, dass sie etwas gut gemacht haben…) Dies sind die wichtigsten Belohnungen. Sie sind sehr effektiv, kostenlos und brauchen keine Vorbereitung. Verwende die ‚ich-Perspektive‘: „Ich finde es toll, dass du so gut mit den anderen mitgespielt hast heute.“

Allgemeine Tipps im Umgang mit schwierigem Verhalten

Lasse Strafen nicht die übliche Reaktion auf unerwünschtes Verhalten sein. Reagiere nur, wenn ein Mitglied gegen eine bestimmte Vorschrift bewusst verstoßen hat. Wenn das Mitglied keine schlechte Absichten hat, genügt das Schuldgefühl oft schon, um dieses Verhalten in Zukunft zu vermeiden (z.B. wenn ein Mitglied versehentlich etwas zerbricht). Sollte das Mitglied einfach nicht verstehen, dass solch ein Verhalten nicht erlaubt ist, dann macht eine sorgfältig formulierte Anmerkung es klar.

  • Sei immer ehrlich. Sollte eine bestimmte Situation dich wirklich aufgebracht haben, sage es. Solltest du selbst einen Fehler gemacht haben, gib es auch zu.
  • Sei immer konsequent. Oder erkläre zumindest, warum du nun anders handelst. Es ist verwirrend, wenn etwas einmal erlaubt ist und im nächsten Moment nicht mehr.
  • „Weil ich es sage“, „Warum? Darum!“ oder andere Vorwände machen den Mitgliedern nicht klar, warum eine bestimmte Äußerung/Handlung/… nicht erlaubt ist. Versuche klare Begründungen zu formulieren, wie „weil es gefährlich ist“, „weil es die Regel ist, dass….“, „weil es mir weh tut“.
  • Handele rasch. Wenn du um Ruhe gebeten hast und ein Mitglied immer noch weiter plaudert, sage ihm/ihr dann sofort, dass er/sie damit aufhören soll, statt zuerst eine halbe Stunde zu warten. Kinder verstehen nicht, warum du manches für lange Zeit erlaubst, um später plötzlich böse zu werden.
  • Übertrage schwierigeren Mitgliedern mal eine gewisse Verantwortung. Auf diese Weise fühlt dieses Mitglied sich gewertschätzt und weiß wie es bedeutungsvolle Komplimente bekommen kann. Gib einem Mitglied, das schwieriges Verhalten zeigt, also doch mal die verantwortungsvolle Aufgabe, die Gruppe während eines Dorfspiels zusammenzuhalten.
  • Vermittele schwierigen Mitgliedern persönlich, wie du über ihr Verhalten denkst: „Ich bemerke, dass du… und ich fühle/finde/denke… und deshalb hoffe ich, dass du…“ Auf diese Weise zeigst du Verständnis. So wird das Mitglied auch mehr Verständnis für deinen Standpunkt zeigen.

Wie gehe ich konkret mit Fehlverhalten um?

Achte auf diese Faustregeln: 

  • Egal wie wütend das Kind wird, reagiere niemals aggressiv und bleibe ruhig, ungeachtet der Umständen. Solltest du fühlen, dass du dies nicht schaffst, überlasse es einem anderen Leiter. Du kannst auch einfach sagen, dass du sehr verärgert bist und dass du dich zuerst wieder beruhigen willst, bevor du später erzieherische Maßnahmen verkündest.  
  • Strafe niemanden ohne nachzudenken. Beziehe dich immer auf festgelegte Regeln und Konsequenzen. Wenn es keine festgelegte Konsequenz für das entsprechende Fehlverhalten gibt, dann besprich dich mit deinem Staff. Denn Kinder und Jugendliche können es persönlich auffassen und denken, dass du überreagierst, wenn du sie ohn Absprache bestrafst. Dies wäre nicht gut für das gegenseitige Vertrauen. Erziehierische Maßnahmen erteilst du nicht allein, sie sind Bestandteil eurer Regeln und das heißt, dass es zuerst mit den anwesenden Leitern vereinbart werden muss.
  • Achte darauf, dass du beispielsweise nicht immer "Spüldienst" verhängst. Konsequenzen nutzen sich ab und sollten daher wohldurchdacht sein, um einen Lernerffekt zu erzielen. 
  • Die Maßnahme muss so schnell wie möglich stattfinden. Warte z.B. nicht noch einen weiteren Tag damit.
  • Erkläre deutlich, warum erzieherische Maßnahmen auferlegt werden. Ohne Erklärung kann das Mitglied sich unfair behandelt fühlen und versteht nicht, dass sein Verhalten Folgen hat. Solche Gespräche kannst du mit einer direkten Frage wie: „Verstehst du, warum wir so entschieden haben?“ beginnen.
  • Die Maßnahme muss in einem fairen Verhältnis zur unangemessenen Äußerung oder Handlung des Mitglieds stehen. Sie muss dafür sorgen, dass das Mitglied sein unangemessenes Verhalten einsieht. Wenn jemand z.B. während des Spiels ein weinig zu harsch gewesen ist,  wäre es viel zu streng, dieses Mitglied stundenlang von der Aktivität auszuschließen. Doch jemanden, der den ganzen Tag andere Mitglieder gemobbt hat, sich nur kurz entschuldigen lassen, wäre eine zu leichte Konsequenz.
  • Es ist wichtig, nicht die Person zu bestrafen, sondern eine Konsequenz für das Verhalten auszusprechen: Sorge dafür, dass klar ist, dass du dich auf das Verhalten beziehst und es sich nicht um die Person handelt. Persönliche Angriffe wie „Du wieder?“, „Es bist immer du“, „Du bist immer so langweilig“, „Du bist wirklich blöd“, sind sehr verletzend  und lassen der Person keinen Handlungspielraum für eine Verbesserung. Sagst du hingegen "Dein Verhalten war wirklich blöde", beziehst du dich auf das Verhalten und somit etwas, das die Person verändern kann. So greifst du auch die Würde der Person nicht an und gibst ihr nicht das Gefühl "schlecht" zu sein. 
  • Schildere deine Wahrnehmung aus der ‚Ich-Perspektive‘:  "Dein Verhalten wirkt auf mich..." oder "Wenn du dich ... verhältst, dann löst das bei mir ... aus".   
  • Wenn du eine erzieherische Maßnahme aussprichst, ist es für deine Glaubwürdigkeit als Leiter wichtig, dass diese auch wirklich durchgeführt wird.
  • Jede Auseinandersetzung mit dem Fehlverhalten kommt zu einem Ende! Es ist wichtig, dem Mitglied später wieder alle Chancen einzuräumen und wieder bei Null zu beginnen! Es kann sich zuerst vielleicht schwierig anfühlen, doch sage und zeige dem betreffenden Mitglied, dass du ihm wieder vertraust. Versuche positives Verhalten mit Komplimenten zu belohnen. Dies macht es wahrscheinlicher, dass dieses Mitglied sich positiv verhält.

Was ist nicht erlaubt?

  • Körperliche Strafen: z.B. schlagen, treten, die Verpflichtung mit nackten Knien auf Kies zu sitzen,… sind einfach verboten. Sie sind gesetzlich verboten und das heißt, dass sie selbstverständlich auch in der KLJ verboten sind. Niemand darf ein Mitglied verletzen oder ihm weh tun, auch nicht während einer Strafe.
  • Soziale und psychologische Strafen: z.B. über ein Mitglied spotten, einem Mitglied Vorwürfe machen, Mitglieder ignorieren, Mitglieder kritisieren,…. Solche Strafen können jemand manchmal sogar mehr verletzen als körperliche Strafen. Deshalb gibt es auch für solche Strafen keinen Platz innerhalb der KLJ.

Beispiele für erzieherische Maßnahmen

  • Zeitlicher Ausschluss von Aktivitäten oder langweilige Aufgabe: z.B. nicht mit der Gruppe schwimmen dürfen, den Abwasch erledigen, das KLJ-Gebäude aufräumen
  • logische Konsequenzen in Bezug zum Fehlverhalten: z.B. bei der Reparatur helfen, wenn etwas kaputt gegangen ist; hat ein Kind gestört, kann es selber überlegen, wie es den anderen eine Freude bereitet; wer zu spät kommt, muss beim nächsten Mal beim Vorbereiten helfen…
  • Etwas ist kaputt gegangen: Mit dem Betreffenden überlegen, wie das Geld wieder hereingeholt werden kann über Sponsoring usw.
  • Wenn das Essen oder die Arbeit der Küche nicht wertgeschätzt wird: Alternative Grundversorgung während die anderen das leckere Essen genießen 

Solche Konsequenzen führen dazu, dass das Mitglied sich bewusst mit seinem Fehlverhalten auseinandersetzt und sein Verhalten entsprechend für die Zukunft anpassen kann. So wird im Gegensatz zur Verhängung einer Strafe der erzieherische Kontext genutzt.